Deutschlands neue Krypto-Briefmarke

Lukas Fiedler

29.10.2023 21:00

Die deutsche Krypto BriefmarkeDHL Group/Fotograf Gordon Welters

Endlich reiht sich die deutsche Post in die Liste der internationalen Postunternehmen ein, die eine eigene Krypto-Briefmarke herausgegeben haben. Am letzten Donnerstag wurde die Briefmarke offiziell in Berlin vorgestellt. Wir erklären die Details, wieso Christian Lindner bei der Vorstellung dabei war und welche anderen Länder auch schon Krypto-Briefmarken herausgegeben haben.

Das Brandenburger Tor – es ist ein Standardmotiv, dass die Deutsche Post für ihre erste Krypto-Briefmarke gewählt hat. Das war es dann aber auch mit dem Standard. Denn das Motiv wurde von einer künstlichen Intelligenz interpretiert, erinnert etwas an den Pixel-Stil mancher NFT-Projekte und ist der Auftakt einer Serie, die den Namen „Historische Bauwerke“ trägt. Auch sonst ähnelt die Marke nicht wirklich den anderen Krypto-Briefmarken der anderen Länder – dazu aber später mehr.

Christian Lindner präsentiert mit Nikola Hagleitner die Krypto-BriefmarkeDHL Group/Fotograf Gordon Welters
Christian Lindner präsentiert mit Nikola Hagleitner (Vorständin Post & Paket Deutschland) die Krypto-Briefmarke im Museum Kommunikation in Berlin.

Die Marke

Die Krypto-Marke selbst erscheint offiziell am 2. November, hat einen Portowert von 1,60€ und eine Auflage von 250.000 Stück. Optisch ähnelt sie einer herkömmlichen Briefmarke, hat aber auf der rechten Seite einen sogenannten Matrix-Code, über den jede Marke mit dem jeweiligen NFT verknüpft ist. Die Zugangsdaten für das NFT sind in dem Booklet enthalten, das es zur Marke dazu gibt. Verkaufspreis? 9,90€. Zusätzlich zur Krypto-Version gibt es das Motiv aber auch ohne NFT als nassklebende Briefmarke – hier beträgt die Auflage 800.000 Stück. Wieso also war Christian Lindner bei der Vorstellung der Marke im Museum für Kommunikation in Berlin anwesend und hat eine kurze Rede gehalten? Nein, der Finanzminister arbeitet neuerdings nicht für die Deutsche Post – aber das Recht, Briefmarken zu veröffentlichen, liegt in Deutschland beim Finanzministerium. Übrigens können die Motive auch nicht frei gewählt werden: Lebende Personen oder Produkte, die noch gekauft werden können, sind ausgeschlossen. Die Krypto-Briefmarke unterscheidet sich dabei grundlegend von den Krypto-Marken anderer Länder, wie z.B. von Österreich.

Die Unterschiede

Das wichtigste Vorab: Wirklich jede Krypto-Briefmarke und jedes dazugehörige NFT der Deutschen Post ist durch die individuelle Nummer im Matrix-Code auf der Briefmarke einzigartig. Die Krypto-Marken der anderen Länder kommen zwar meist auch mit einem ERC-721 NFT, haben aber keine durchlaufende Nummerierung der Marken selbst. Auch das Material ist anders, denn andere Länder setzen meist auf eine Art Plastikkarte mit integrierten NFC-Chip. Auf der Rückseite ist dann der Private-Key hinter einem Sicherheitsetikett versteckt, mit dem man Zugriff auf das NFT bekommt. Von dieser Plastikkarte kann die Briefmarke dann zur Verwendung abgelöst werden – auf ihr ist ein QR-Code statt eines Matrix-Codes aufgedruckt. Im internationalen Vergleich hat sich die Deutsche Post mit dem Matrix-Code also für eine Lösung entschieden, die deutlich näher an einer "tatsächlichen" Briefmarke liegt. Von Nachteil für die Käufer könnte allerdings die deutliche Diskrepanz zwischen 9,90€ Verkaufspreis und 1,60€ Portowert. Andere Länder haben sich hier für ein 1:1 Verhältnis entschieden und Marken herausgegeben, die einen Portowert von 9,90€ haben. Vermutlich spielt das letztendlich aber keine große Rolle, da Krypto-Breifmarken vorwiegend auf Sammler abzielen. Was also können wir in Zukunft erwarten? Und aus welchem Land stammt eigentlich die erste Krypto-Briefmarke?

Österreich als Vorreiter

Die erste Krypto-Briefmarke der Welt stammt übrigens aus Österreich! Die als Crypto Stamp bezeichnete Marke kam am 11. Juni 2019 in den Handel und zeigte ein Einhorn. Seitdem hat die Post aus unserem Nachbarland nicht nur immer neue Kollektionen und Motive auf den Markt gebracht, sondern auch mit echtem Gold, kombinierbaren Marken und einer Kooperation mit der niederländischen Post ihr Angebot weiter ausgebaut. Das Projekt ähnelt dabei fast schon einem klassischen NFT-Projekt, denn es gibt eine eigene Roadmap. Seitdem ist das Konzept der Krypto-Briefmarke in viele Länder exportiert worden, wie etwa in die Schweiz, aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate oder die Faröer-Inseln.

In wenigen Tagen wird auch die Deutsche Post offiziell dabei sein, mit einem eigenen Weg und einem eigenen Konzept. Es dürfte sicher sein, dass dies nicht die einzige Krypto-Briefmarke der Deutschen Post bleiben wird – und man darf gespannt bleiben, wie sehr man sich inspirieren lässt von den Österreichern.